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Musik und Liebe
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Aus meiner Vergangenheit tauchen Spuren buddhistischer
Meditation auf mit der Kernaussage des Erleuchteten: "Die Ursache von Leiden
ist das Begehren".
Wenn die Wünsche sich regen, säen sie
Samen des Begehrens und dem Gesetz von Ursache und Wirkung folgend, beginnt ein
neuer Zyklus des Werdens und Vergehens. Wie schnell lassen wir uns
verführen. Ein kleiner Impuls, irgend etwas Interessantes in diesem
unendlichen Universum - und schon beginnt die Jagd nach dem Neuen, Unbekannten,
die ewige Suche nach Glück, immer wieder das Gleiche, die tausend
Wiederholungen in veränderten Konstellationen, in anderen Gewändern.
Etwas muss total faszinieren, dass wir den Dingen folgen. Uns fesselt das
kindliche Spielen, das Gestalten, Formen und wir merken nicht, dass wir uns
verfangen im Netz der Welt, dass wir zu Sklaven der Materie geworden sind. (Das
gilt natürlich auch für die gewaltige Informationsflut im World Wide
Web. Da bedarf es schon einer gewissen Disziplin, die Spreu vom Weizen zu
trennen und sich nicht vom Müll zuschütten zu lassen.) Aber wir haben
ja die Wahl, in die Freiheit zu gehen, aus dem dunklen Sumpf des Chaos hin zu
lichten Höhen der Ordnung, vom Unwirklichen zum Wirklichen, vom
Vergänglichen zum Unvergänglichen, von der Fremdbestimmtheit in die
eigene Intuition.
Die Weisen dieser Welt sagen, dass wir aus dem ewigen
Zyklus aussteigen können durch den Schleier der Maya (Täuschung) zum
Licht der Wahrheit. Das hört sich leicht an, aber in der Praxis sieht das
meistens so aus, dass sich in den Tiefen unseres Selbst viele alte
Eindrücke wie Rillen in einer Schallplatte eingeprägt haben. Viele
Samen aus der Vergangenheit warten nur darauf, wieder belebt zu werden.
Für all diese gab es eine Ursache und wir selber sind dafür
verantwortlich. Manche Samen kommen zur Reife und die Dinge nehmen ihren Lauf,
ohne dass wir dann Einfluss darauf haben. Es erfüllt sich das Gesetz. Bei
allen Situationen oder Handlungen liegt es ganz bei uns, wie wir reagieren, ob
wir in den ewigen Kreislauf einsteigen oder versuchen, neutral zu beobachten.
Gefordert sind Wachsamkeit und Disziplin. Man müsste sich eigentlich jeden
Augenblick die Frage stellen: Bringt mir diese Handlung Glück und Freiheit
oder bindet mich dieser Schritt erneut an die Kette von Ursache und Wirkung? Da
der Geist äußerst unstet, komplex und subtil funktioniert,
lässt sich nicht immer klar erkennen, in welche Richtung wir gehen. Ist
sie neutral, heilsam oder unheilsam? Je achtsamer wir werden, desto bewusster
können wir die Richtung und den Weg wählen. Um einen Vergleich zur
Computer-Technologie zu geben, brauchen wir Menschen ausgeklügelte
Software-Programme, die unsere negativen und unheilvollen Programmierungen
deinstallieren. Der Buddha kannte diese Hilfsmittel schon vor 2500 Jahren: Er
nannte sie Meditation, Kontemplation und vor allem Achtsamkeit.
Der Geist ist ein sehr wechselhaftes
Wesen, ein unsteter Geselle, der die Tendenz hat, ständig abzuschweifen.
Oft beherrschen nicht wir ihn, sondern wir lassen uns von ihm beherrschen. Die
Ursache dafür liegt in unseren unersättlichen Wünschen, ja
vielleicht könnte man diesen Zustand der menschlichen Natur bezeichnen als
"hungriges Ego." Nach buddhistischer Auffassung entsteht alles in
Abhängigkeit von Bedingungen. Alles in der Welt hat ein bedingtes
Entstehen. Es gibt keinen blinden Zufall. Was geschieht, geschieht
gesetzmäßig. Alles Erschaffene entsteht durch das Gesetz von Ursache
und Wirkung. Wäre dem nicht so, so herrschte blindes Chaos, was allem
Denken widerspricht. (S. auch: Nyanatiloka, Buddhistisches Wörterbuch
die Lehre von der bedingten Entstehung)
Im Zentrum eines jeden
Menschen liegt der Schlüssel zur Befreiung, vorausgesetzt, er weiß
damit umzugehen. Der Geist besitzt sowohl die Fähigkeit, uns zu binden als
auch uns zu befreien. Ist das nicht eine hoffnungsvolle Aussicht, uns aus der
Versklavung zu lösen? Der in Südindien lebende spirituelle Lehrer
Sathya Sai Baba, der die Einheit aller Religionen lehrt, drückt es in
einem Satz aus ähnlich wie Buddha: "Freiheit ist absolute
Wunschlosigkeit". Das klingt so einfach, doch in der Praxis bemerkt man,
dass es kaum gelingt, das andauernd neu entstehende Wollen zu bezähmen.
Und wie schwierig ist es, Gedanken, Worte und Taten in Harmonie und
Übereinstimmung zu bringen! Aber diesem Ideal können wir uns in
kleinen Schritten nähern. Alleine das Bewusstwerden dieser
Zusammenhänge ist eine Hilfe auf dem Weg.
Wir sollten unserem
trickreichen Geist entsprechend begegnen und nicht auf jeden seiner Impulse und
Wünsche reagieren. Wie bereits erwähnt ist ein geeignetes Mittel dazu
die rechte Achtsamkeit. Eine gute Möglichkeit, den Geist einmal auf Urlaub
zu schicken, ist das entspannte Singen von Vokalen oder Mantren. Es entsteht
dadurch ein Zustand der Konzentration oder Kontemplation und die Gedanken haben
es viel schwerer, diesen geistig ruhigen Schutzwall des Klanges zu
durchbrechen. Man könnte es mit einer spirituellen firewall
vergleichen, die es nicht gestattet, unliebsame Dinge hereinzulassen.
Natürlich ist dieser Filter nicht immer eingeschaltet, doch bietet das
Leben uns ständig die Möglichkeit, daran zu üben, uns nicht mehr
so häufig verwickeln zu lassen. In Situationen des Alltags hilft unsere
Intuition, den negativen und herunterziehenden Gedanken sofort eine Absage zu
erteilen, wenn sie sich einnisten wollen - ich habe die Wahl, mich von ihnen
beeindrucken zu lassen oder diesen Misstönen gegenüber neutral zu
bleiben. Wenn es gelingt, diese Dissonanzen auszuhalten oder sogar umzuwandeln
in positive und heilsame Gedanken, ist das ein Sieg der Liebe.
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